Im Dezember 2012 ereignete sich in Indiens Hauptstadt Delhi ein scheussliches Verbrechen: Die 23-jährige indische Medizin-Studentin Jyoti Singh war mit ihrem Freund auf dem Heimweg von einem Kino-Besuch. Das Normalste der Welt für Menschen des modernen, fortgeschrittenen Indiens. Doch in kaum einem anderen Land gibt es stärkere Gegensätze der kulturellen, gesellschaftlichen und religiösen Sitten und Gebräuche.

Eine Gruppe von sechs Männern aus Indiens Unterschicht beschloss bei einem gemeinsamen Nachtessen, eine Frau zu vergewaltigen. Einer von ihnen war als Fahrer eines Schulbusses einer Privatschule tätig. Dieser Bus mit den dunkel getönten Scheiben wurde nun zweckentfremdet, man bot dem Paar für je 10 Rupien die Mitfahrt an. Danach passierte das Schreckliche: Die Täter schlugen den Begleiter der Frau mit einer Eisenstange bewusstlos und vergewaltigten und folterten daraufhin die junge Frau auf äusserst sadistische unfassbare Weise. Die Verletzungen waren derart gravierend, dass es keine Überlebenschancen gab und Yoti Singh schliesslich starb, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.

Im Januar 2013 kam es zur Anklage. Im September wurden schliesslich vier Täter zum Tode verurteilt (Ein Täter war zum Tatzeitpunkt noch minderjährig, ein  weiterer beging entweder Suizid oder wurde ermordet – dies ist unklar).

Erschreckend für uns ist, dass keiner der Täter eine Spur von Reue zeigte! In einer Fernsehreportage erklärte ein Täter, dass eine Frau selbst Schuld sei an einer Vergewaltigung und dass es sich für Frauen nicht gehöre, sich ohne Begleitung von Eltern, Bruder oder Ehemann in der Öffentlichkeit zu zeigen! Und nicht nur das: Sogar ein Anwalt goss buchstäblich Oel ins Feuer und erklärte, wenn seine Tochter so etwas tun würde, würde er sie vor den Augen seiner Familie anzünden und verbrennen! Es ist für uns unglaublich, aber leider wahr. Es zeigt die extreme Entwertung, die Frauen in gewissen Kreisen Indiens immer noch erfahren.

Ebenso in vielen anderen Ländern haben Frauen, oder auch Andersgläubige, Ausländer, Menschen mit anderer Hautfarbe usw. einen niedrigeren Stellenwert.

Die Entwertung ist aber auch das Zentrale bei Mobbing-Taten. Den Opfern werden selbstverständliche Rechte verweigert und vorenthalten. Auch wenn Mobbing in den meisten Fällen „nur“ psychisch ist, so bietet es doch einen ausgezeichneten Nährboden und „Entschuldigungen“ auch für eventuelle physische Gewalt. Deshalb erscheint es mir wichtig, hier die gemeinsame Geisteshaltung, nämlich eine Kultur der Entwertung, hervorzuheben.


Kommentare

Kulturen der Entwertung — 2 Kommentare

  1. Ich werde seit vielen Jahren in einer Familie gemobbt , die sich hinter Fassade des Altruismus versteckt. Menschen, die nur für ihr Image das Leben anderer zerstört und sogar zur Mittäterschaft aufrufen. Ihr Artikel hilft mir sehr. Es bestätigt vier Jahre Eigenstudium über Cluster B Störungen und über 40 Jahre Zerstörung meiner Rechte und meiner Identität. Anders fühlen und Denken heisst sich gegen diese Falschheit abzugrenzen und sich von dieser kranken Art zu distanzieren, bedeutet aber auch viel Energie und Kraft sowie Rückgrat. Ich glaube, dass der Neid dieser aus psychologischer Sicht kranken Menschen, tatsächluch immer als charakterschwäche gesehen werden sollte und nicht entschuldigt werden sollte mit Abwehrmechanismen, die wir alle benutzen, sondern es ist immer eine eigene Entscheidung aus uns selbst, lassen wir uns verführen und manipulieren auch so zu werden oder entscheiden wir uns dagegen. Vielen lieben Dank, für ihre Sicht der Dinge und für die Möglichkeit etwas dazu zu schreiben. Ich kann sie nur darin bestärken, sich weiterhin gegen mobbing zu wenden. LG an alle Betroffenen. Bleibt bei euch, nehmt euch an, so wir ihr seid und lasst euch nicht zerbrechen.

  2. Eine Bemerkung möchte ich noch hinzufügen, diese Menschen, werden nur erkennbar, wenn man sie in die Verlegenheit bringt, ihr Verhalten zu erklären. Und am Besten in der Öffentlichkeit. Dann erkennt man selbst und auch andere, wer sie in Wirklichkeit sind und welche Triebe und Absichten sie verfolgen. LG E. Theis

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